Der Mensch im Mittelpunkt
16.01.2020
Der Mensch im Mittelpunkt
Carlo Bewersdorf, Vorstand für Marketing und Vertrieb bei der Hannoverschen
Warum ist es für die Versicherungsbranche höchste Zeit, die bisherigen Produkte und Geschäftsmodelle zu überdenken?
Einerseits haben sich die Kundenerwartungen geändert, denn die Generation Amazon hat ganz andere Ansprüche an Produkte und Dienstleistungen, als es bei ihren Eltern oder Großeltern noch der Fall war. Andererseits bieten moderne Technologien die Chance für neue modulare, individualisierte und datengestützte Angebote, die besser und schneller auf die Erwartungen der Konsumenten reagieren können. Im Idealfall entwickelt sich die Versicherungsindustrie so weiter, dass sie langfristig nicht mehr als der reine Schadensregulierer von einst wahrgenommen wird, sondern vielmehr als Anbieter und Organisator ganzer Ökosysteme, die die Menschen in jeder Phase ihres Lebens wie ein zuverlässiger Partner begleiten.
Was sind die drei größten Fehl- oder Vorurteile bei der digitalen Transformation in der Versicherungswirtschaft?
Meiner Meinung nach geht es in unserer Branche nicht primär um neue Technologien, sondern vielmehr darum, den Versicherten und ihren Bedürfnissen durch unsere Produkte und Dienstleistungen weiter entgegenzukommen. Um das leisten zu können, ist die Transformation von Methoden, Strukturen und Prozessen eher zweitrangig. Ziel der Unternehmen – egal ob Startup oder traditioneller Versicherer – sollte es deshalb sein, eine Kultur und damit auch eine Führungskultur zu schaffen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Und wo stimmt das Klischee von der leicht rückständigen und unbeweglichen Branche noch?
Ich glaube, dass das überall ein bisschen stimmt. Und ich bin davon überzeugt, dass wir uns in allen Bereichen unserer Wertschöpfung noch neu erfinden und auch von anderen Industrien lernen können – und es sogar müssen.
Die Deutschen sind ja eher zurückhaltend, ihre Daten für verhaltensabhängige Angebote zur Verfügung zu stellen. Was sind aus Deiner Sicht die zentralen Argumente, um sie davon zu überzeugen?
Aus meiner Sicht gibt es nur ein Argument, das den Konsumenten von solchen Angeboten überzeugen kann – und das ist der Mehrwert. Die Menschen wünschen sich einen fairen Deal und das sichere Gefühl, nicht übers Ohr gehauen zu werden. Nur wenn wir echte Mehrwerte durch herausragende, kundenzentrierte Angebote bieten, kann eine freiwillige „Datenpartnerschaft“ seitens der Versicherten entstehen.
Werden sich – nach Verabschiedung des Digitale-Versorgung-Gesetz – Gesundheits-Apps auf den Smartphones der Deutschen durchsetzen?
Davon bin ich fest überzeugt! Wenn wir es schaffen, das Thema Datenschutz in diesem besonders sensiblen Umfeld erfolgreich zu managen, ist eine rechtlich sichere Basis für digitale Lösungen geschaffen, denen die Konsumenten sich voller Überzeugung anvertrauen wollen.
Was wünscht Du Dir von der Premiere der insureNXTǀCGN im kommenden April?
Ich wünsche mir eine Plattform, die es innovativen Köpfen aus ganz verschiedenen Ökosystemen ermöglicht, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich mit neuen Ideen, Produkten und digitalen Lösungen gegenseitig zu inspirieren. Das Thema Kundenzentrierung interessiert mich dabei besonders und ich hoffe, dass die insureNXTǀCGN für Startups genauso wie für die großen Player der Branche den Rahmen bietet, um sich gegenseitig zu neuen Entwicklungen im Sinne des Kunden anzuspornen.
Und welche/n Speaker*in würdest Du dort gerne hören? Und warum?
Ich würde gerne über den Tellerrand unserer Industrie hinausblicken. Ich würde mich freuen, spannende Persönlichkeiten aus anderen Branchen zu hören und zu verstehen, wie wir gemeinsam neue Lösungen und Produkte entwickeln können. Das könnten zum Beispiel innovative Köpfe aus dem Bereich Mobilität oder Gesundheitswesen sein.