Member 2 Member Workshop
Chancen für IoT basiertes Schadenmanagement Inspired by insureNXT
Leitungswasserschäden sind ein großes Ärgernis.
Neben den aufwendigen Reparaturarbeiten führen sie auch häufig zu teuren Folgeschäden. Mittlerweile sind die Hälfte der Schäden im Gebäudebereich Leitungswasserschäden. Gleichzeitig steigen zudem die Kosten je Schadenfall. Allein im Zeitraum 2011 bis 2018 nahmen die Aufwendungen laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um ein Drittel zu. Das liegt zum einen daran, dass die Werte der versicherten Gegenstände stetig steigen. Zum anderen erreichen viele Gebäude und Anlagen ein Alter in dem Ermüdungsbrüche zunehmen.
Diese Entwicklungen belasten zunehmend das versicherungstechnische Ergebnis der Versicherer.
Zudem steht die Assekuranz vor der Herausforderung ihre teuren und langwierigen Schadenmanagementprozesse zu verbessern. So dauert die Regulierung auch geringfügiger Schäden häufig noch mehrere Wochen.
In diesem Zusammenhang sprechen viele Fachleute daher über das Potenzial des Einsatzes von Sensoren und dem Internet der Dinge (IoT).
Welche Chancen ergeben sich aus einem IoT-basierten Schadenmanagement? Darüber haben Experten aus verschiedenen Bereichen im Member 2 Member Workshop des InsurLab Germany intensiv diskutiert.
Das Ziel des Workshops war es, in einem gemeinsamen Austausch den Schadenmanagementprozess bei Leitungswasserschäden zu analysieren. Dafür sollten Fachleuten aus dem Bereich Sensorik, IoT & Blockchain zusammen mit Experten aus dem Schadenmanagement & den Innovationsabteilungen gemeinsam herausarbeiten, an welchen Stellen der Schadenprozess auf einfache Weise zu verbessern und welche Daten dafür hilfreich sind.
Um dieser Fragestellung möglichst praxisnah nachzugehen, haben das Blockchain IoT Security Startup UBIRCH und ihr Kooperationspartner Lufthansa Industry Solutions (LHIS) den Workshop mit einem konkreten Showcase eröffnet.
Die LHIS hat einen „intelligenten“ Container entwickelt, der nachverfolgbar ist und selbstständig Messungen durchführen kann, um Beschädigungen zu dokumentieren und dem Verursacher zuordnen zu können. LHIS stellte diese Lösung vor und berichtete über ihre Beweggründe, um den Teilnehmern einen Impuls für den weiteren Workshop zu geben.
Im Anschluss fand mithilfe digitaler Tools ein intensiver Austausch in zwei Gruppen statt.
Stephan Noller, Geschäftsführer von UBIRCH, und ausgewiesener Spezialist für IoT Technologien und datengetriebene Geschäftsmodelle diskutierte mit den teilnehmenden Versicherern konkrete Einsatzmöglichkeiten von IoT & Blockchain.
Neben dem Schwerpunkt der Leitungswasserschäden diskutierte die zweite Gruppe zusammen mit der LHIS Ansätze im Rahmen der Transportversicherung.
Aus dieser lebhaften Diskussion ergaben sich spannende Ansätze.
So stellte sich schnell heraus, dass es Kategorien von Schäden gibt, bei denen sich einerseits die Schadenbilder stark ähneln und andererseits ein großes Potenzial für Sensorik vorhanden ist.
Die Gruppe identifizierte schnell Beispiele, bei denen eine frühere Schadenmeldung mithilfe von IoT die Höhe des Schadens an sich verringert UND die Schadenbearbeitung beschleunigt.
Vor dem Hintergrund, dass Schäden und ihre Bearbeitung bis zu 80 % der Gesamtkosten der Versicherer ausmachen können, lohnt es sich hier weiterzudenken, denn die erkannten Muster lassen sich auf unterschiedliche Arten von Leitungswasserschäden übertragen.
Im Rahmen der Gespräche stellte sich aber auch heraus, dass sich in der Assekuranz noch keine Standards oder Best Practices für den Einsatz für Sensorik durchgesetzt haben. Es gibt vielfältige Lösungen, doch diese unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander.
Die Möglichkeit, die Zeit zwischen Schadeneintritt und Schadenmeldung weiter zu verkürzen bietet aber ein großes Potenzial zur Verbesserung des Schadenmanagements. Hierin waren sich alle Beteiligten einig.
Zudem ist die Verarbeitung gesammelter Daten und das Vertrauen in die Daten ein zentrales Thema innerhalb der Überlegungen zum Einsatz innovativer IoT-Technologien.
Sensorik ermöglichte es Versicherern die „Dinge“ aktiv in den Schadenmanagementprozess einzubinden. Dies bietet erhebliche Vorteile. Daher haben alle Teilnehmer des Workshops den Wunsch nach weiteren Gesprächen in diesem Bereich geäußert.
Um den Erfahrungsaustausch und auch die Diskussion über passende Geschäftsmodelle voranzubringen, wurde beschlossen mit der Unterstützung des InsurLab Germany tiefer gehende Gesprächskreise zu diesen Themen zu organisieren.
So können auch angrenzende Themen wie Datenstandards in die Diskussionen miteinbezogen werden. Ziel ist es, einen gemeinsamen Showcase auf der insureNXT 2021 zu präsentieren.
Von Andre Bialowons, UBIRCH