Interokultur

insureNXT|CGN: Wie versichert man eigentlich Innovationen? Das Beispiel: e-Scooter.

10.01.2020

Wie versichert man eigentlich Innovationen? Das Beispiel: e-Scooter

Frank Edelmeier, Leiter Geschäftsfeld Kraftfahrt, Gothaer

Wenn es darum geht, Tarife und Angebote für Produkte zu konzipieren, für die es bis zu diesem Zeitpunkt nur wenige oder sogar gar keine Erkenntnisse (z.B. erwartete Unfallhäufigkeit und Unfallschwere, Nutzerzahl und Verhalten im Straßenverkehr) vorliegen, können Versicherer drei Vorgehensweisen zur Hilfestellung heranziehen, um die Höhe des Versicherungsbeitrags zu ermitteln. Frank Edelmeier, Leiter des Geschäftsfeldes Kraftfahrt bei der Gothaer, erklärt, was bei einem neuen Verkehrsmittel wie dem e-Scooter zu beachten ist.

  1. Vergleich mit artverwandten Produkten

Hier beziehen sich die Versicherer auf artverwandte Produkte, bei denen die wichtigen Daten, die zur Kalkulation notwendig sind, bereits vorliegen. Im Fall des e-Scooters liegt beispielsweise ein Vergleich mit dem klassischen Moped nahe, da es dies schon lange in großer Stückzahl gibt und dementsprechend viele Schadenserfahrungen vorliegen. e-Scooter sind hinsichtlich ihrer Rolle im Straßenverkehr Mopeds durchaus ähnlich, auch wenn bei Ersteren voraussichtlich etwas häufiger Schäden auftreten werden, da die Nutzer noch wenig Erfahrung mit dem neuen Fahrzeug haben dürften. Auch unterscheidet sich die Ausstattung, da bei e-Scootern beispielsweise kein Blinker vorhanden ist. Andererseits könnte die Unfallschwere etwas geringer ausfallen, da e-Scooter weniger Masse haben, die im Fall eines Zusammenstoßes wirkt. Entsprechend dieser Abwägungen erleben wir deshalb insgesamt, dass bei vielen Versicherern der bestehende Moped-Beitrag in gleicher Höhe auf e-Scooter übertragen wurde. Aber: Genau wie beim Moped gilt auch die e-Scooter-Versicherung als „Verfallpolice“ und endet jedes Jahr Ende Februar. Die Tarife können also jährlich angepasst werden und werden sich damit mit der Zeit immer besser an den tatsächlichen Schadenserfahrungen orientieren können.

2. Beurteilung spezieller Risiken

Im zweiten Schritt geht es dann darum, besondere Risiken abzuwägen und Zielkunden zu ermitteln. Im Falle der e-Scooter handelt es sich hier zum Beispiel um die Frage, ob man sich als Versicherer eher auf die privaten Eigentümer und Nutzer konzentrieren möchte oder doch eher die großen Mietflotten-Anbieter wie Lime, Circ oder Tier im Visier hat. Wir als Gothaer haben das Risiko für uns abgewogen und fokussieren uns eher auf die Privatkunden, die wir gern mit Blick auf ihre gesamte Mobilität absichern.

3. Vergleich mit dem Markt

Zuletzt orientiert man sich als Versicherung am Markt und vergleicht den eigenen Tarif mit denen der anderen Versicherer. Ob man sich als “der Günstigste”, im gesunden Mittelfeld oder doch eher als “Premium-Partner” positionieren möchte, hat auch viel mit dem gesamten Selbstverständnis des Unternehmens zu tun.